Kantō-Region  |  Tōkyō Daigaku Shiryō Hensanjo Toshoshitsu

Sō-ke Shiryō
宗家史料

Die Sondersammlung Sō-ke Shiryō der Bibliothek des Historiographischen Instituts (Shiryō Hensanjo) der Tōkyō Daigaku basiert auf der Privatbibliothek der Familie Sō und umfaßt 2.947 japanische Titel unter besonderer Berücksichtigung der japanisch-koreanischen Handelsbeziehungen, der Diplomatie- und der Militärgeschichte sowie der Kulturgeschichte. Die Familie Sō hielt zum Zeitpunkt der Abschaffung der alten Domänen rund 100.000 historische Quellen in der Domänezentrale auf Tsushima im heutigen Izuhara-machi im Bezirk Shimoagata (Tsushima hanchō), in der Domäneresidenz in Edo (Tsushima-han Edo hantei) und in der Handelsresidenz in Pusan (Chōsen Pusan no Wakan). Die Sondersammlung enthält aufgrund von Verlusten durch das große Erdbeben von 1923 nur einen Teil der Quellen, die das Shiryō Hensanjo von der Familie Sō übernommen hat. Sie besteht großenteils aus Tagebüchern, Protokollen, Berichten und Briefen des Tsushima-Daimyats und gibt Einblick in die Aktivitäten und Interessen der Familie Sō und die Entwickung der koreanisch-japanischen Beziehungen.
Die Familie Sō war seit der frühen koreanischen Yi-Dynastie (1392–1910) darum bemüht, japanische Kontakte mit Korea zu monopolisieren und konzentrierte sich dabei auf südöstliche Häfen. Die Sō wurden zu Militärgouverneuren (shugo) ernannt und entkamen während der Kamakura-Zeit (1192–1333) bei zwei Invasionsversuchen des ersten mongolischen Kaisers in China 1274 und 1281 (mōko shūrai) einer Okkupation. Japanische Piraten (wakō) plünderten lange Zeit koreanische Küstensiedlungen und waren ein wichtiger Beweggrund für die koreanische Tendenz einer kontrollierten Abschließungspolitik gegenüber Japan.
Seit dem frühen 15. Jahrhundert besaß Japan durch Tsushima auf der koreanischen Halbinsel eine diplomatische Vertretung und eine Handelsresidenz (japanisch Wakan, koreanisch Waegwan) in Pusanp’o auf einem Gelände mit befestigten Mauern. Dort hielten sich bis zu 450 Händler, Krieger und Beamte gleichzeitig auf, deren Freizügigkeit jedoch eingeschränkt war. Im Rahmen des japanisch-koreanischen Handels gab Korea vor allem Reis und andere Feldfrüchte, Baumwolle, Porzellan, Kleidung aus Baumwolle, Hanf und Chinagras, Perlmuttintarsien, Matten mit Blumenmustern, das buddhistische Tripitaka, konfuzianische Schriften, Tempelglocken und buddhistische Bilder und nahm dafür Kupfer, Zinn, Schwefel, Arzneimittel und Gewürze. Die Handelsbeziehungen zwischen Tsushima und Korea waren wechselvoll. Die Zahl der lizensierten japanischen Handelsschiffe sank im Laufe der Zeit. Die Familie Sō erhielt von den Tokugawa für die gesamte Edo-Zeit (1600–1868) praktisch ein Verhandlungsmonopol für die koreanisch-japanischen Beziehungen. Zwischen 1607 und 1811 hatten zwölf koreanische Gesandtschaften (Chōsen tsūshinshi) in unregelmäßigen Abständen die Shogunats-Regierung in Edo besucht. Nach der Abschaffung der Domänen (haihan) in der Meiji-Zeit (1868–1912) ging die Verwaltung des Wakan (Waegwan) 1872 auf das japanische Außenministerium über, das daraus das erste japanische Konsulat in Korea (Nihon senkan kyoryūchi) machte. Allerdings verweigerte Korea zunächst die Anerkennung der neuen japanischen Regierung. Japan zwang Korea 1876 zur Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrages, worin Japan Exterritorialität für Konsulate in drei koreanischen Hafenstädten konzediert bekam.
Die Privatbibliothek der Familie Sō ist heute neben dem Shiryō Hensanjo auf vier weitere Orte verteilt. Das sind die Keiō Gijuku Daigaku mit rund 2.400 Titeln, die Nationalbibliothek (Kokuritsu Kokkai Toshokan) mit rund 1.600 Titeln, das Nagasaki Kenritsu Tsushima Rekishi Minzoku Shiryōkan mit mehr als 36.000 Titeln und der Herausgeberausschuß für koreanische Geschichte (Kankoku Kokushi Hensan Iinkai), eine Nachfolgeorganisation der Chōsen Sōtokufu Chōsenshi Henshūkai des kriegszeitlichen Generalgouvernements Korea. Die Sondersammlung Sō-ke Shiryō ist seit 1994 durch den Katalog Tōkyō Daigaku Shiryō Hensanjo shozō Sō-ke shiryō mokuroku bibliographisch erschlossen. Ein Kenner der unterschiedlichen Sammlungen aus der Privatbibliothek der Familie Sō ist der Historiker Tashiro Kazui (1946–). Die Lektüre seines Buches Kinsei Nitchō tsūkō bōekishi no kenkyū [Studien zur Geschichte der diplomatischen Beziehungen und des Handels zwischen Japan und Korea in der frühen Neuzeit; 1981] ist für die Evaluierung der Quellen empfehlenswert.

<http://www.hi.u-tokyo.ac.jp/tosho/tosho.html>

Schlagworte:

Diplomatiegeschichte; Diplomatiegeschichte, japanische; Frühneuzeitliche Geschichte, japanische; Geschichte, frühneuzeitliche japanische; Geschichte, japanische; Geschichte, koreanische; Geschichte, mittelalterliche japanische; Handelsgeschichte; Japanisch-koreanische Beziehungen; Japanische Diplomatiegeschichte; Japanische frühneuzeitliche Geschichte; Japanische Geschichte; Japanische Kulturgeschichte; Japanische mittelalterliche Geschichte; Koreanisch-japanische Beziehungen; Koreanische Gesandtschaften der Edo-Zeit; Koreanische Geschichte; Kriegerfamilien; Kulturgeschichte, japanische; Mittelalterliche Geschichte, japanische; Nihon Senkan Kyoryūchi; Sō-Familie (Buke), Domäne Tsushima, Präfektur Nagasaki; Tashiro, Kazui; Tsushima-Provinz, heute Teil der Präfektur Nagasaki Wakan (Waegwan)

Sachgebiete:

Geschichtswissenschaft

Bibliothek:

Tōkyō Daigaku Shiryō Hensanjo Toshoshitsu

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