Shinmi Bunko (Shinmi Kichiji)
新見文庫

Die Sondersammlung Shinmi Bunko der Universitätsbibliothek der Hiroshima Daigaku basiert auf der Privatbibliothek des Historikers Shinmi Kichiji (1874–1974) und umfaßt 1.590 Bücher sowie 66 Werke mit traditioneller japanischer Fadenheftung (wasōbon). Das inhaltliche Spektrum ist breit und umfaßt auch japanische Geschichte, Regionalgeschichte, Völkerkunde (Ethnologie) und Philosophie.
Shinmi Kichiji stammte aus Nagoya in der Präfektur Aichi und studierte bis 1900 Geschichtswissenschaft bei Ludwig Rieß (1861–1928), der von 1887 bis 1902 den ersten Lehrstuhl für moderne europäische Geschichte an der Tōkyō Teikoku Daigaku innehatte. Nach dem Studium war er an seiner Alma mater mit der Sichtung historischer Dokumente für Quelleneditionen befaßt. Im Jahr 1903 erhielt Shinmi einen Ruf als Ordinarius an die Hiroshima Kōtō Shihan Gakkō, eine Vorgängereinrichtung der Hiroshima Daigaku. Zwischen 1908 und 1912 studierte Shinmi in Leipzig bei dem Wirtschaftshistoriker Karl Lamprecht (1856–1915), der die sozialgeschichtlich arbeitende Landesgeschichtsschreibung sowie die historische Landeskunde angeregt hat. Shinmi wurde 1915 mit einer deutschsprachigen Studie promoviert. Bis zu seiner Emeritierung 1938 arbeitete er als ordentlicher Professor für japanische Geschichte unter anderem an der Hiroshima Bunrika Daigaku. Seine überarbeitete Dissertation erschien 1939 in Basel unter dem Titel Die Geschichte der Bukeherrschaft in Japan: Beiträge zum Verständnis des japanischen Lehnswesens. Nach seiner Emeritierung setzte er seine Lehr- und Forschungstätigkeit an der Tōyō Daigaku, am Ōkura Seishin Bunka Kenkyūjo und am Tokugawa Rinseishi Kenkyūjo fort. Zu seinen Hauptwerken zählen Kakyū shizoku no kenkyū [Studien zur Schicht der niederen Samurai; 1953], Jinshin koseki seiritsu ni kansuru kenkyū [Studien zur Entstehung der ersten Volkszählung 1872; 1959] und Hatamoto [Hatamoto; 1967].
Die Sondersammlung ist durch einen handschriftlichen Bücherkatalog erschlossen. Die bibliographischen Daten können auch über die Internetseite der Universitätsbibliothek recherchiert werden.