Kiyono Bunko (Kiyono Kenji)
清野文庫

Die Sondersammlung Kiyono Bunko der Bibliothek des Tōyō Bunka Kenkyūjo (The Institute of Oriental Culture) der Tōkyō Daigaku basiert auf einem Teil der Privatbibliothek des japanischen Pathologen und Anthropologen Kiyono Kenji (1885–1955) und umfaßt 750 westlichsprachige Bücher unter besonderer Berücksichtigung der Anthropologie und der Archäologie.
Kiyono Kenji stammte aus Okayama und studierte bis 1909 Pathologie, Anthropologie und Archäologie an der Kyōto Teikoku Daigaku. Danach erforschte er als Assistent von Fujinami Akira (1870–1934) die Vitalfärbung (seitai senshoku). Zwischen 1912 und 1914 setzte er seine Studien in Deutschland und in Frankreich fort, wo er hauptsächlich bei Ludwig Aschoff (1866–1942) an der Universität Freiburg studierte. Nach seiner Rückkehr etablierte er die wissenschaftlichen Methoden der Vitalfärbung und wurde 1922 von der Akademie der Wissenschaften dafür ausgezeichnet. Kiyono untersuchte mehr als 1.500 menschliche Skelette an Ausgrabungsstätten von japanischen Muschelhaufen (kaizuka), von denen die wichtigsten Moyoro (Abashiri, Hokkaidō), Iha und Ogidō (Okinawa), Kasōri (Chiba) sowie Mukōgaoka und Ōmori (Tōkyō) sind. Auf der Grundlage von archäologischen Funden und statistischen Untersuchungen stellte er die Theorie auf, wonach die japanische altsteinzeitliche Bevölkerung zum Teil von koreanischen Vorfahren abstamme (gen Nihonjin setsu oder auch konketsu setsu). Kiyono stellte mit seiner Theorie die Thesen von Koganei Yoshikiyo (1858–1944) in Frage. Dieser hatte in Deutschland Anatomie und Histologie studiert und hielt die Jōmon-Menschen für die Ureinwohner Japans und die Ainu für deren Nachkommen (Ainu senjūmin setsu oder auch Nihon sekki jidaijin Ainu setsu).
Die Sondersammlung wurde 1952/53 vom Tōyō Bunka Kenkyūjo akquiriert und ist seit 1978 durch den Katalog Tōkyō Daigaku Tōyō Bunka Kenkyūjo Kiyono bunko bunrui mokuroku bzw. Classified catalogue of the Kiyono collection at the Institute of Oriental Culture at the University of Tokyo erschlossen. Die bibliographischen Daten können auch mit dem japanischen Suchbegriff Kiyono Bunko über den OPAC der Universitätsbibliothek recherchiert werden.