Kanō Bunko (Kanō Kōkichi)
狩野文庫

Die Sondersammlung Kanō Bunko der Komaba-Bibliothek (Komaba Toshokan) der Tōkyō Daigaku basiert auf einem Teil der Privatbibliothek des Philosophen, Geistesgeschichtlers und Pädagogen Kanō Kōkichi (1865–1942) und umfaßt 164 Tagebücher und Briefe sowie sechs Zeichnungen und Kalligraphien.
Kanō Kōkichi stammte aus einer Familie von konfuzianischen Gelehrten in der Domäne Akita der Provinz Dewa (heute Ōdate in der Präfektur Akita) und studierte Mathematik und Philosophie an der Tōkyō Teikoku Daigaku. Er verkehrte freundschaftlich mit Natsume Sōseki (1867–1916) und leitete zwischen 1898 und 1906 die Daiichi Kōtō Gakkō. Im Jahr 1906 wurde er Gründungspräsident der Kyōto Teikoku Daigaku, legte sein Amt jedoch schon 1908 nieder, als es mit dem Bildungsministerium wegen der Ernennung der Privatgelehrten Naitō Konan (1866–1934) und Kōda Rohan (1867–1947) zu Professoren zu einem Zerwürfnis kam. Danach wirkte Kanō als Privatgelehrter und verdiente seinen Unterhalt vor allem als Kunstschätzer und -händler. Kanō pflegte eine naturalistisch-atheistische Weltanschauung, deren zentrale These war, daß Gott, der freie Wille und die Unvergänglichkeit der Seele zu den großen Wahnvorstellungen der Menschheitsgeschichte gehörten. Eine seiner großen Forschungsleistungen war die Wiederentdeckung der edozeitlichen Denker Andō Shōeki (1703–1762), Honda Toshiaki (1743–1820) und Shizuki Tadao (1760–1806).
Das Gros der früheren Privatbibliothek von Kanō Kōkichi befindet sich mit fast 110.000 Titeln an der Tōhoku Daigaku in Sendai. Einen Teil der chinesischen Bücher von Kanō hält die Literaturwissenschaftliche Fakultät der Kyōto Daigaku. Die Sondersammlung Kanō Bunko der Tōkyō Daigaku ist nicht bibliographisch erschlossen.