Chiyū Bunko (Itō Chiyū)
痴遊文庫

Die Sondersammlung Chiyū Bunko der Interfaculty Initiative in Information Studies Graduate School of Interdisciplinary Information Studies Library der Tōkyō Daigaku (Tōkyō Daigaku Daigakuin Jōhō Gakkan, Gakusai Jōhō Gakufu Toshoshitsu; vor 1992 Shinbun Kenkyūjo, von 1992 bis 2004 Shakai Jōhō Kenkyūjo) basiert auf der Privatbibliothek von Itō Chiyū (1867–1938; ursprünglich Nitarō) und umfaßt mehr als 1.300 Werke japanischer Literatur und Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der politischen Geschichte, Trivialliteratur und Popularkultur der Meiji-Zeit (1868–1912).
Itō Chiyū stammte aus Yokohama und bildete sich nach der Grundschule autodidaktisch weiter. Im Jahr 1881 trat er in die Liberale Partei (Jiyūtō) ein, zu deren linkem Flügel er fortan gehörte. Sein Lehrer und Förderer war der Anwalt, Diplomat und Unterhausabgeordnete Hoshi Tōru (1850–1901). Chiyū machte aus seinem rhetorischen Talent und seiner Kenntnis politischer Interna (seikai no urabanashi) einen Beruf und wurde professioneller Erzähler von politischen Geschichten (kōdanshi bzw. seiji kōdan). Im Jahr 1886/87 wurde er wegen Beteiligung an einem Mordkomplott gegen Regierungsmitglieder (Shizuoka jiken) und wegen widerrechtlicher Publikationstätigkeit (himitsu shuppan jiken) zeitweilig inhaftiert. Im Jahr 1928 wurde er Parlamentarier der Hauptstadtpräfektur Tōkyō und vier Jahre später Unterhausabgeordneter. Er rief den Verein für Redekunst (Wajutsu Kurabu) ins Leben und gründete 1935 die Zeitschrift Chiyū Zasshi. Darüber hinaus wirkte er für die Vorgängereinrichtung des heutigen NHK (Nihon Hōsō Kyōkai) als Sprecher und Erzähler im Radio.
Die von ihm gesammelte unterhaltende und politische Literatur ist für die Medienwissenschaft, die Literaturwissenschaft und die Erforschung der politischen Geschichte Japans relevant. Die Werke der Sondersammlung gelangten über das NHK Hōsō Bunka Kenkyūjo (Broadcasting Culture Research Institute), an die Tōkyō Daigaku, wo sich jedoch nur ein Teil der früheren Privatbibliothek von Chiyū befindet. Bibliographische Daten können mit dem japanischen Suchbegriff Chiyū Bunko über den OPAC der Universitätsbibliothek recherchiert werden.