Kogidō Bunko
古義堂文庫

Die Sondersammlung Kogidō Bunko der Tenri Daigaku basiert auf der über Generationen hinweg seit der ersten Hälfte der Edo-Zeit (1600–1868) zusammengetragenen Bibliothek von konfuzianischen und neokonfuzianischen Werken der Privatschule Kogidō und umfaßt rund 5.500 Titel, das sind ca. 10.000 japanische und chinesische Bücher. Die Kogidō wurde nach ihrem Standort im Stadtteil Higashi-Horikawa in Kyōto auch Horikawa-Schule genannt und wurde 1662 von Itō Jinsai (1627–1705) gegründet.
Itō Jinsai hatte in Abgrenzung von der Shushigaku und der Yōmeigaku innerhalb der neokonfuzianischen Schule der Kogaku [Alte Lehre] den Zweig der Kogigaku gegründet. Ohne die Interpretationen späterer Gelehrter sollten wieder die Urschriften von Konfuzius (551–479 v. u. Z., Kongzi, japanisch Kōshi) und Menzius (372–289 v. u. Z., Mengzi, japanisch Mōshi) studiert werden. Itō gründete die Kogidō-Schule in erster Linie auf seine Auslegung der kanonischen Bücher Lunyu [Gespräche; japanisch Rongo], Mengzi [Buch des Menzius; japanisch Mōshi] sowie Zhongyong [Lehre von der Mitte; japanisch Chūyō], zu denen er die quellenkritischen Kommentare Rongo kogi, Mōshi kogi und Chūyō hakki verfaßt hatte. Die Kogidō-Schule hatte auf ihrem Höhepunkt mehr als 3.000 Schüler. Nach Jinsais Tod setzte sein ältester Sohn Itō Tōgai (1670–1736) die Arbeit fort. Enkel und Urenkel verlängerten die Tradition bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.
Zur Kogidō Bunko gehören Manuskripte von Jinsai und Tōgai, Abschriften chinesischer Werke, Notizen und Tagebücher (nikki) sowie eine in der Song-Zeit (960–1279) gedruckte Ausgabe der Werke von Ouyang Xiu (1007–1072, japanisch Ōyō Shū), die als Nationalschatz (kokuhō) eingestuft wurde. Die Sondersammlung wurde der Tenri Daigaku 1941 übertragen und ist seit 1956 durch den Katalog Kogidō bunko mokuroku bibliographisch erschlossen.