Osanai Bunko (Osanai Kaoru)
小山内文庫

Die Sondersammlung Osanai Bunko der Keiō Gijuku Daigaku (Mita Media Sentā) beruht auf der Privatbibliothek von Osanai Kaoru (1881–1928) und umfaßt rund 2.000 japanische und rund 4.000 westlichsprachige Bücher unter besonderer Berücksichtigung von Theaterstücken und Dramen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Osanai Kaoru war Dramatiker, Theaterdirektor, Bühnenbildner, Impresario, Theaterreformer und Kulturkritiker und gilt in Japan als „Vater des Neuen Theaters“ (shingeki no chichi). Er stammte aus der Präfektur Hiroshima und hatte an der Tōkyō Teikoku Daigaku studiert. Im Jahr 1909 gründete er zusammen mit Ichikawa Sadanji (1880–1940) das erste professionelle japanische Theater für modernes Drama, das Jiyū Gekijō [Freie Theater], wo unter anderem Stücke von Hendrik Ibsen (1828–1906), Anton Pavlovic Cechov (1860–1904) und Maksim Gorki (1868–1936) aufgeführt wurden. Mit diesem Theater und der Bungei Kyōkai [Vereinigung für Kunst und Literatur] von Tsubouchi Shōyō (1859–1935) begann eine neue Epoche in der japanischen Theaterwelt. Osanai wirkte auch als Chefherausgeber der Zeitschrift Shinshichō: dainiji [Die Zweite Neue Geistesströmung]. Im Jahr 1912/13 reiste er nach Übersee und ließ sich von Stanislavskij (1868–1938; Konstantin Sergeevic Alekseev) und Max Reinhardt (1873–1943) inspirieren. Im Jahr 1919 wurde das Freie Theater geschlossen. Von 1920 an schrieb Osanai Drehbücher für Shōchiku Cinema. Zusammen mit Hijikata Yoshi (1898–1959) rief er 1924 das Tsukiji Shōgekijō [Kleines Theater Tsukiji] ins Leben, das bis zu seinem Tod als Experimentierlabor und Brutkasten für Schauspieler, Stückeschreiber, Theaterdirektoren und Bühnenbildner diente. Zu Osanais Hauptwerken zählen Ōkawabata (1912), Daiichi no sekai (1921) und Musuko (1922). Zwischen 1929 und 1932 erschienen in acht Bänden seine gesammelten Werke unter dem Titel Osanai Kaoru zenshū im Verlag Shunyōdō Shoten in Tōkyō.
Auf Vermittlung von Minakami Takitarō (1887–1940) und Mizuki Kyōta (1894–1948) gelangte die Osanai-Privatbibliothek an die Keiō Gijuku Daigaku. Die Sondersammlung ist nicht bibliographisch erschlossen.