Tuhr Bunko (Andreas von Tuhr)
トゥール文庫

Die Sondersammlung Tuhr Bunko der Kyōto Daigaku (Hōgakubu Toshoshitsu) basiert auf der Privatbibliothek des Zivilrechtlers Andreas von Tuhr (1864–1925) und umfaßt 1.958 großenteils deutschsprachige Werke des 19. und frühen 20. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung des römischen Rechts und des deutschen Privatrechts, darunter auch einige französische, englische und italienische Werke. Weitere Bereiche sind die Staats- und die Sozialwissenschaft (Volkwirtschaft, Finanzwissenschaft, Politikwissenschaft, Soziologie) sowie die juristischen Hilfswissenschaften.
Andreas von Tuhr wurde als Sohn eines deutsch-russischen Senators in Petersburg geboren, studierte Jura in Heidelberg, Leipzig und Straßburg, wurde 1885 promoviert und habilitierte sich 1888. Er ging 1891 als Extraordinarius an die Universität Basel und wurde zwei Jahre später Ordinarius für römisches Recht. Von 1898 bis 1918 lehrte er an der Universität Straßburg und folgte nach dem Ersten Weltkrieg einem Ruf als ordentlicher Professor des römischen Rechts und des schweizerischen Obligationenrechts an die Universität Zürich. Er galt als ein Vertreter der Dogmatik des Zivilrechts in der Tradition der deutschen Pandektenwissenschaft. Sein Werk Allgemeiner Teil des Deutschen Bürgerlichen Rechts (1924/25) erlebte bis in die 1950er Jahre hinein Neuauflagen.
Die Tuhr-Bibliothek war – zusammen mit der Thaner-Bibliothek (Friedrich Thaner) und der Hatschek-Bibliothek (Julius Hatschek) – ein Reparationsobjekt aus dem Ersten Weltkrieg von Deutschland an Japan. Sie wurde 1931 vom japanischen Finanzministerium auf die Kyōto Teikoku Daigaku übertragen und gelangte im darauffolgenden Jahr in die Bibliothek der dortigen Juristischen Fakultät.
Die Sondersammlung ist seit 1976 durch den Katalog der Andreas von Tuhr Bibliothek in der Juristischen Fakultät der Universität Kyoto bibliographisch erschlossen.