Seike Bunko
清家文庫

Die Sondersammlung Seike Bunko der Universitätsbibliothek der Kyōto Daigaku basiert auf der Familienbibliothek der Familie Kiyohara bzw. ihrer Zweigfamilie Funabashi, aus der zahlreiche konfuzianische Lehrer für den japanischen Kaiserhof hervorgegangen sind, und umfaßt 2.654 japanische und chinesische Werke von der Muromachi-Zeit (1392–1573) bis zur Edo-Zeit (1600–1868). Die Sammlung gelangte in der ersten Hälfte der 1950er Jahre in mehreren Tranchen über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg als Schenkung von Funabashi Kiyokata (1891–) an die Kyōto Daigaku.
Nicht wenige Werke der Seike Bunko stammen aus der Zeit von Funabashi Hidekata (1575–1614). Er diente dem Kaiserhof gegen Ende der Azuchi-Momoyama-Zeit und zu Beginn der Edo-Zeit als konfuzianischer Gelehrter. Er wurde im Jahr 1602 zum myōgyō hakase (Doktor für Klassikerexegese) promoviert, war ein Intimus von Tokugawa Ieyasu (1542–1616) und hat ein Tagebuch (Keichō nikkenroku) hinterlassen. Unter seinen Vorfahren befanden sich Kiyohara Natsuno (782–837) sowie die Autorin des Makura no sōshi (996–1012), Sei Shōnagon (966–). Die beiden Familien Kiyohara und Nakahara sowie ihre Zweigfamilien Funabashi und Fushihara waren seit der Mitte der Heian-Zeit sogenannte myōgyō-Familien, innerhalb deren die Auslegung der konfuzianischen Schriften von Generation zu Generation als Familienlehre (kagaku) und als Studiengang mit Doktorabschluß (myōgyōdō) weitergegeben wurde.
Die Sondersammlung umfaßt Lehrbücher für Angehörige des Kaiserhauses, konfuzianische Klassiker, Tagebücher, Protokolle und sonstige Dokumente. Daneben enthält sie auch ethnologisch, literaturgeschichtlich und historiographisch relevante Werke zu japanischen Jahresfesten (nenjū gyōji), alten Sitten und Bräuchen hoher Stände (yūsoku kojitsu) sowie Kommentare beispielsweise zum Shin kokin wakashū. Die Sondersammlung ist seit 1990 durch den Katalog Kyōto Daigaku Fuzoku Toshokan ‘Seike bunko’ kichō kanseki mokuroku bibliographisch erschlossen.