Miyajima Bunko (Miyajima Tsunao)
宮島文庫

Die Sondersammlung Miyajima Bunko der Kansai Daigaku beruht auf der Privatbibliothek von Miyajima Tsunao (1884–1965) und umfaßt rund 2.700 westlichsprachige und japanische Werke zur Geschichte der wirtschaftswissenschaftlichen Theorien sowie der sozial- und wirtschaftsphilosophischen Ideen unter besonderer Berücksichtigung Englands, Frankreichs und Deutschlands. Die Sammlung enthält Rara zu den vorklassischen ökonomischen Schulen (Merkantilismus, Physiokratismus, Kameralismus) sowie Werke der klassischen Nationalökonomie, darunter viele sehr gut erhaltene Erstauflagen.
Repräsentative vorklassische Werke der Miyajima-Sondersammlung stammen beispielsweise von dem Demographie- und Stochastik-Pionier John Graunt (1620–1674), dem politischen Arithmetiker Sir William Petty (1623–1687), dem Verknüpfer von Monetarismus und Merkantilismus James Steuart (1712–1780), dem Merkantilisten Thomas Mun (1571–1641) und dem ökonomischen Romantiker Jean Charles Léonard Simonde de Sismondi (1773–1842). Aus der klassischen Nationalökonomie fällt zunächst eine Ausgabe aus der Erstauflage des Werkes An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations (1776) von Adam Smith (1723–1790) ins Auge. Von Thomas Robert Malthus (1766–1834) sind sowohl An essay on the principle of population, as it affects the future improvement of society (1798) als auch die Principles of political economy, considered with a view to their practical application (1820) vorhanden. Weitere in der Sammlung vertretene Repräsentanten der klassischen Nationalökonomie sind David Ricardo (1772–1823), John Ramsay McCulloch (1789–1835) und John Stuart Mill (1806–1873); Jean Baptiste Say (1767–1832), Vorläufer der Grenznutzenschule, gilt bereits als Nachklassiker. Im Rahmen der deutschen Nationalökonomie sammelte Miyajima Werke von Vertretern der Historischen Schule wie Friedrich List (1789–1846), dem Werttheoretiker Karl Heinrich Rau (1792–1870) sowie dem einflußreichen bayerischen Nationalökonomen Friedrich Benedikt Wilhelm von Hermann (1795–1868), der als Berater der bayerischen Könige von Max I. bis Ludwig II. fungiert hatte. Daneben finden sich der Sozialrechtler Karl Diehl (1864–1943), der Demograph Wilhelm Lexis (1837–1914) sowie der Kathedersozialist Gustav Schmoller (1838–1917). Die Sammlung wird abgerundet von Werken des utopischen Sozialismus und Sozialreformern. Bekanntere klassische Werke der Miyajima-Sondersammlung aus diesem Bereich stammen unter anderem von Robert Owen (1771–1858), François Marie Charles Fourier (1772–1837) und Victor Prosper Considerant (1808–1893).
Miyajima Tsunao studierte gegen Ende der Meiji-Zeit Wirtschaftswissenschaft an der Waseda Daigaku, wurde später zum Studium nach Europa entsandt und wirkte während des Ersten Weltkrieges als Ordinarius für Wirtschaftswissenschaft an seiner Alma mater. Seit 1919 arbeitete Miyajima an der Kansai Daigaku. Im Jahr 1928 wechselte er als Finanzberater nach Genf. Nach seiner Rückkehr engagierte er sich als Präsident der Japanisch-Französischen Gesellschaft in Kōbe (Kōbe Nichi-Futsu Kyōkai). Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er sich für den Wiederaufbau und die Modernisierung der Kansai Daigaku ein. Wissenschaftlich interessierte sich Miyajima vor allem für die Theorien von Charles Gide (1847–1932), John Maynard Keynes (1883–1946), Alfred Marshall (1842–1924) und Arthur Cecil Pigou (1877–1959). Zu seinen Hauptwerken gehören Keizaigaku genri [Prinzipien der politischen Ökonomie], eine Einführung in die Handelswissenschaft und ein zweibändiges Werk zur Versicherungstheorie (hokenron).
Die Sondersammlung ist nicht bibliographisch erschlossen.