Miyata Bunko (Miyata Mitsuo)
宮田文庫

Die Sondersammlung Miyata Bunko der Universitätsbibliothek der Tōhoku Daigaku basiert auf der Privatbibliothek des Politologen Miyata Mitsuo (1928–) und umfaßt rund 7.700 Bücher unter besonderer Berücksichtigung der deutschen und der modernen europäischen politischen Ideengeschichte sowie der christlichen Geistesgeschichte. Im Bereich der politisch-philosophischen Ideengeschichte deckt die Sondersammlung ein breites Spektrum von Kantscher Philosophie über die Romantik bis hin zum Nationalsozialismus (Erstausgabe von Hitlers Mein Kampf etc.) ab. Das Gebiet des christlichen Glaubens und der Ideengeschichte ist von Karl Barth (1886–1968) bis Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) ebenfalls breit vertreten. Ein Schwerpunkt der Sammlung ist pazifistische Literatur. Die Miyata-Bibliothek enthält zahlreiche Flugblätter, Zeitungen. Broschüren, Predigten und Briefe von Inhaftierten sowie Schulbücher aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Miyata Mitsuo stammte aus Motoyama-chō in der Präfektur Kōchi (Shikoku) und studierte bis 1951 Politikwissenschaft und europäische Ideengeschichte an der Tōkyō Daigaku. Danach arbeitete er als Dozent und wurde 1956 Assistenzprofessor an der Tōhoku Daigaku. Von 1960 bis 1962 hielt er sich zu Forschungszwecken in Deutschland auf und wurde nach seiner Rückkehr zum ordentlichen Professor ernannt. Zu seinen Hauptwerken zählt das 1968 erschienene und von der japanischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnete Buch Nishi-Doitsu no seishin kōzō: nachizumu to demokurashī to no aida [Die geistige Struktur Westdeutschlands: zwischen Nationalsozialismus und Demokratie]. Mit Gendai demokurashī no shisō to kōdō [Demokratisches Denken und Handeln in der Gegenwart] gewann er 1971 den Yoshino-Sakuzō-Preis. Miyata war als christlicher Pazifist ein aktives Mitglied der Nihon Seiji Gakkai und der Nihon Heiwa Gakkai und wurde 1992 emeritiert.
Der frühere Eigentümer hat das Gros seiner Privatbibliothek 1997 als Schenkung auf die Tōhoku Daigaku übertragen. Die Sondersammlung wird nach und nach komplettiert und ist noch nicht bibliographisch erschlossen.