Abe Bunko (Abe Jirō)
阿部文庫

Die Sondersammlung Abe Bunko der Universitätsbibliothek der Tōhoku Daigaku basiert auf der Privatbibliothek des Philosophen, Ästheten und Ethikers Abe Jirō (1883–1959) und umfaßt 5.190 japanische Bücher unter besonderer Berücksichtigung der japanischen Kultur- und Geistesgeschichte im weiteren Sinne (Sprache, Philosophie, Ästhetik, Geschichte).
Abe Jirō stammte aus der Präfektur Yamagata und studierte bis 1907 Philosophie und Ästhetik an der Tōkyō Teikoku Daigaku. Während seiner Oberschulzeit las er bevorzugt Uchimura Kanzō (1861–1930) und Shimazaki Tōson (1872–1943). Als Tōdai-Student wurde Abe unter anderem von dem Deutschrussen Raphael von Koeber (1848–1923) sowie von der Philosophie des Benedict de Spinoza (1632–1677) beeinflußt. Nach seinem Studium ging Abe in die Schule von Natsume Sōseki (1867–1916). Er verkehrte freundschaftlich mit Morita Sōhei (1881–1949) und Komiya Toyotaka (1884–1966) und wurde 1913 Dozent an der Keiō Daigaku. Im Jahr 1914 erschien sein damals weithin gelesenes Frühwerk Santarō no nikki [Das Tagebuch des Santarō]. Zwischen 1917 und 1919 war Abe Chefredakteur der Zeitschrift Shichō. In den Jahren 1922/23 bereiste er Europa und wurde nach seiner Rückkehr an der Tōhoku Teikoku Daigaku zum ersten japanischen Ordinarius für Ästhetik berufen. Dabei standen zunächst westliche Dichter und Philosophen wie Goethe, Dante, Kant und Nietzsche im Mittelpunkt, doch bald begann Abe, von seinem Auslandsaufenthalt angeregt, sich auch mit dem Studium und der Vermittlung japanischer Kultur (Nihon bunka kenkyū) zu befassen. Das reichte von Ihara Saikaku (1642–1693) und Sōgi (1421–1502, Iio Sōgi) bis hin zu altem japanischen Liedgut (kiki kayō) im Kojiki (712) und im Nihon shoki (720). Nach seiner Pensionierung im Jahr 1954 rief er in Sendai das Abe Nihon Bunka Kenkyūjo ins Leben, das vier Jahre nach seinem Tod als Nihon Bunka Kenkyūjo Teil der Literaturwissenschaftlichen Fakultät der Tōhoku Daigaku wurde und später zusammen mit der früheren Abe-Privatbibliothek im Ajia Kenkyū Sentā aufging.
Die Sondersammlung wurde 1998 als Schenkung auf die Tōhoku Daigaku übertragen und ist durch den Katalog Abe Jirō-shi zōsho mokuroku bibliographisch erschlossen.