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Kure Bunko (Kure Shūzō)
呉文庫

Die Sondersammlung Kure Bunko der Medizinischen Fakultät der Tōkyō Daigaku (Igaku Toshokan) basiert auf der Privatbibliothek von Kure Shūzō (1865–1932) und umfaßt 87 japanische Bücher, drei westlichsprachige Bücher und elf Rollbilder. Schwerpunkt der Sammlung ist die moderne Psychiatrie.
Kure Shūzō gilt als Begründer der japanischen Psychiatrie (seishin igaku, davor seishin byōgaku) und Psychopathologie (seishin byōrigaku). Er wurde in Edo (Tōkyō) geboren, wuchs als Sohn eines Domänearztes in der Präfektur Hiroshima auf und studierte bis 1890 Medizin an der Teikoku Daigaku Ika Daigaku, der Vorgängereinrichtung der Medizinischen Fakultät der Tōkyō Daigaku. Er wurde Dozent an seiner Alma mater, wurde promoviert und studierte zwischen 1897 und 1901 vier Jahre lang in Deutschland, Österreich und Frankreich. Zu seinen Lehrern gehörten Emil Kraepelin (1856–1926) in Heidelberg und Richard von Krafft-Ebing (1840–1902) in Wien. Krafft-Ebings diagnostische Einteilung von Geisteskrankheiten fußend auf Datenmaterial durch seine Tätigkeit in Wiener psychiatrischen Krankenhäusern und Kraepelins Forschungen zur Kriminologie und forensischen Psychiatrie sowie seine Arbeiten zur psychiatrischen Krankheitslehre gewannen durch Kure einen großen Einfluß auf die Entwicklung der japanischen Psychiatrie in Theorie und Praxis von der Meiji-Zeit bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Nach seiner Rückkehr nach Japan erhielt Kure einen Ruf an die Tōkyō Teikoku Daigaku Ika Daigaku als Ordinarius für Psychiatrie (seishin byōgaku kōza) und wurde in Personalunion Leiter der Psychiatrischen Anstalt Tōkyō-fu Sugamo Byōin (vormals Tōkyō-fu Tenkyōin, später Tōkyō Furitsu Matsuzawa Byōin, heute Tōkyō Toritsu Matsuzawa Byōin). Kure und Miura Kinnosuke (1864–1950) riefen 1902 die Nihon Shinkei Gakkai (später Nihon Seishin Shinkei Gakkai) ins Leben. Im selben Jahr wurde die Seishin Byōsha Jizen Kyūjikai (später Nihon Seishin Eiseikai) gegründet. Beide Organisationen bekämpften das von 1900 bis 1950 in Kraft befindliche Pflegegesetz für psychisch Kranke (Seishin byōsha kango hō), das weniger zur Pflege und Heilung denn zur systematischen Isolierung von der Gesellschaft führte (shitaku kanchi). Kure Shūzō kritisierte die Realität in Irrenanstalten, Heilanstalten und Psychiatrien und forderte eine menschenwürdige Behandlung von psychisch Kranken sowie Bildungs- und Heilmaßnahmen. Mit seiner nahenden Emeritierung fühlte sich Kure der Medizinhistoriographie verbunden und legte unter anderem das Werk Shīboruto Sensei: sono shōgai oyobi kōgyō über Leben und Werk von Philipp Franz von Siebold (1796–1866) vor.
Die Sondersammlung hat Okada Yasuo in der Zeitschrift Nihon Ishigaku Zasshi (1982, Nr. 4, S. 497–502) durch den Katalog Tōkyō Daigaku Igaku Toshokan shozō: Kure Shūzō bunko mokuroku bibliographisch erschlossen.

<http://www.lib.m.u-tokyo.ac.jp/books/index-donation.html>

Schlagworte:

Japanische Medizingeschichte; Japanische Psychiatrie; Japanische Psychologie; Japanische Wissenschaftsgeschichte; Kraepelin, Emil; Krafft-Ebing, Richard von; Kure, Shūzō; Medizingeschichte; Medizingeschichte, japanische; Miura, Kinnosuke; Okada Yasuo; Psychiatrie; Psychiatrie, japanische; Psychologie, japanische; Siebold, Philipp Franz von Wissenschaftsgeschichte, japanische

Sachgebiete:

Medizin; Psychologie Wissenschaftsgeschichte

Bibliothek:

Tōkyō Daigaku Igaku Toshokan

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